SOS Nürnberg
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Schulform
Berufsschule
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Organisationsmodelle
Cluster / offene Lernlandschaften
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Kosten KG 200-700
N.N.
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Schüler*innen
Insgesamt 2.400; ca. 1.500/Tag
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Ort
Nürnberg, Bayern
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Baumaßnahme
Umbau
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Jahrgänge
10-12
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Fertigstellung
2031/32
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BGF
ca. 24.000 m²
Ausgangslage
Aktuell sind die beiden Berufsschulen B5 und B14 auf mehrere Standorte innerhalb der Stadt Nürnberg verteilt. Die Organisation der beiden Schulen ist dadurch erschwert und die belegten Flächen werden innerhalb der Quartiere in Zukunft für andere schulische Zwecke benötigt. Um beide Schulen an einem Ort zusammenzuführen, hat die Stadt Nürnberg das seit 2016 leerstehende Bürogebäude im Nürnberger Südosten erworben.
Zwei Schulen mit acht Fachbereichen (Textil und Gestaltung, Körperpflege und Friseure, Berufsvorbereitung und Berufsintegration, Floristik, Logistik und Spedition, Tourismus und Verkehrsservice, Rechtsberufe) und insgesamt 2.400 Schüler*innen (täglich ca. 1.500 anwesend) sollen auf den 24.000 m² Bruttogeschossfläche ihre neue Heimat finden.





Prozess
2024 konnte die Stadt Nürnberg mit diesem Vorhaben die von der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft ausgelobte Ausschreibung „Schule statt Leerstand“ für sich entscheiden. Diese richtete sich an Gemeinden und Kommunen, die leerstehende und ursprünglich nicht für schulische Zwecke geplante Gebäudetypen für eine zukunftsweisende Pädagogik aktivieren wollen.
Im Oktober 2024 ist das Vorhaben mit einer Phase Null gestartet, die im Juni 2025 abgeschlossen wurde. Gemeinsam wurde erarbeitet, welche Räume die Schulen in Zukunft brauchen. Für das Workshopteam aus Schulleitung, Schüler*innen, Lehrkräften, Hochbauamt, Referat für Schule und Sport und weiteren Abteilungen der Stadt Nürnberg stand die Weiterentwicklung des pädagogischen Konzeptes bezogen auf zukünftige Anforderungen und die Entwicklung von Eigen-, Misch- und Verbundnutzungen bezogen auf das Raumprogramm dabei im Vordergrund.
Im Februar 2025 wurde in einem konkurrierenden Workshopverfahren ein Team aus Architekt*innen und Landschaftsarchitekt*innen gesucht, welches mit der weiteren Planung durch die Stiftung beauftragt wurde. AFF Architekten und POLA Landschaftsarchitekten konnten sich mit ihrer Idee durchsetzen. Zusammen mit IB Hausladen (TGA und Bauphysik), IBC Ingenieure (Brandschutz), Schnetzer Puskas Ingenieure (Tragwerk), Raible und Partner (Elektro) konnte von der Stiftung ein interdisziplinäres Team für die ersten beiden Leistungsphasen gefunden werden. Bis Ende 2026 soll gemeinsam mit den Leistungsphasen 1 und 2 eine Grundlage für die weiteren Phasen des Projektes geschaffen werden.
Auf die Unterschiedlichkeit der Bedarfe der acht Fachbereiche wird im weiteren Prozess in der Architektur eine Antwort gefunden. Eine Mischung aus nutzungsgebundenen Räumen, wie zum Beispiel Kosmetikstudios oder Logistik-Simulationslaboren, multifunktionalen Räumen und Lernzonen für den allgemeinen Lern- und Unterrichtsbereich, die unterschiedliche Lehr- und Lernformate ermöglichen, genauso wie gemeinschaftliche Bereiche für Begegnung und Austausch sind dabei erforderlich.






Das pädagogische Konzept
Beide Schulen unterstützen ihre Schüler*innen im aktiven und selbstständigen Lernen, damit sie sich Wissen und Fertigkeiten in allen Handlungsfeldern aneignen, die sie am Arbeitsplatz und als Basis für ihre spätere berufliche Weiterbildung benötigen.
Die Nürnberger Berufsschulen sind Teil des stadtweiten Entwicklungsprozesses „Schule Vision 2040“. Elemente dieser Vision sind: „Selbstgesteuertes Lernen mit Konzept“, „Fächervernetzendes, produktorientiertes und kooperatives Lernen“ mit Bezügen zu den Sustainable Development Goals, „Leistungsrückmeldung und Leistungsbewertung“, orientiert an den Zukunftskompetenzen des 21. Jahrhunderts, „Schutzfaktoren für resiliente Systeme“, die Gestaltung von „Neu- und Bestandsbauten“ unter Einbeziehung der Nutzer*innen, „Die Öffnung der Schule ins Umfeld“, die Stärkung von „Selbstwirksamkeit“ sowie die „Verbindliche und kollaborative Teamarbeit“ (Webseite der Stadt Nürnberg).
Bis zum geplanten Einzug 2031/32 werden die beiden Schulgemeinschaften weiter pädagogisch begleitet. Der geplante Entwicklungsprozess soll beide Schulen dabei unterstützen, das gemeinsame Haus zur Zufriedenheit aller für das Lernen im 21. Jahrhundert zu bespielen.
Die Schule wird sowohl von Vollzeitschüler*innen in den Bereichen Bekleidung und Textil, Berufsintegrationsklassen und Berufsvorbereitungsjahr besucht, als auch von „klassischen“ Berufsschüler*innen, die 1- 2 Tage vor Ort sind. Dadurch ergeben sich auch unterschiedliche Anforderungen an den Ort.
Schüler*innen (SuS) insgesamt: 2.400; B5: Friseure und Körperpflege ca. 135 SuS, Floristik ca. 55 SuS, Textil und Bekleidung ca. 200 SuS, BIK/Vs und BIK ca. 350 SuS, BVJ ca. 120 SuS
B14: Lagerlogistik und BIK ca. 700 SuS, Spedition / KEP ca. 450 SuS, Tourismus und Verkehr ca. 165 SuS, ReNoPat ca. 220 SuS, BVJ ca. 26 SuS
Entwurfsidee
Die Ausgangsidee der Ausschreibung „Schule statt Leerstand“ ist, dass sich zukunftsgerichtete pädagogische Konzepte gut in Bestandsgebäuden wie Einkaufsimmobilien, Büro- oder Industriegebäuden umsetzen lassen. Gerade Stahlbetonskelettstrukturen wie in der Colmberger Straße lassen durch die Lastabtragung in Stützen und die Trennung von Rohbau und Ausbau einen offenen Grundriss zu, wie er für Lernlandschaften und Cluster optimal ist. Vier Gebäudeflügel sind um einen zentralen Kern mit offenem Treppenhaus gruppiert. Um das zentrale Treppenhaus sind großzügige Schächte organisiert, die auch für das neue Projekt die vertikale Erschließung mit den nötigen Medien zulassen.
Der lange Leerstand des Gebäudes hat zu anhaltendem Vandalismus geführt, sodass das Gebäude bis auf den Rohbau zurückgebaut werden musste. Ziel des Prozesses soll es sein, bei den bestehenden Elementen so viel zu erhalten wie möglich. Im Moment prägt das reine Tragwerk den Raumeindruck. Diese Rohheit gilt es zu bespielen und mit wenigen konzentrierten Eingriffen den zukünftigen Anforderungen der Berufsschulen entsprechend umzugestalten.
Das Erdgeschoss wird zusammen mit dem Untergeschoss zu einem möglichst öffentlichen Gebäudeteil verbunden, der das Ankommen der Schüler*innen auf zwei Etagen ermöglicht und die meisten Gemeinschaftsnutzungen beherbergt (Schulrestaurant, „Showroom“ als Versammlungsort, Schülercafé und Foyer).
Die Fachbereiche sind auf alle sechs Geschosse verteilt. Das bestehende zentrale Treppenhaus bildet sowohl die vertikale als auch die horizontale Erschließung der Geschosse. Es wurde um drei weitere Fluchttreppenhäuser ergänzt. Dank der Versetzung der Brandwände und dem Einsatz einer Brandmeldeanlage können übersichtliche Cluster/Lernlandschaften mit einer Größe von ca. 800 m² realisiert werden.
Bei der Entwicklung der Grundrisse wird mit einem Baukastensystem aus unterschiedlich großen Lern- und Praxisräumen geplant, die, eingebettet in die offenen Lern- und Praxiszonen, den Grundriss gliedern. Durch die verschiedene Gestaltung der Grenzen zwischen Räumen und offenen Zonen entsteht auf der einen Seite eine Transparenz, die es ermöglicht, auch die inneren Bereiche gut zu bespielen; auf der anderen Seite ermöglicht sie vielfältige Raumangebote für verschiedene Lehr- und Lernsettings. Durch gezielte Eingriffe mit 2-geschossigen Loggien wird die Fassade aufgelockert und bietet neue Qualitäten für Rückzug und Pausen oder auch Bepflanzungen. Möglichst viele Räume können dadurch über die Fassade natürlich belüftet werden.
Das Grundstück umfasst knapp 19.500 m². Ca. 3.500 m² sind durch das Gebäude besetzt. Der Außenraum soll neben Sportflächen hohe Aufenthaltsqualitäten bieten und eine Öffnung ins Quartier ermöglichen. Über ein „Cut and Fill“-Prinzip soll Gelände entnommen und an anderen Orten verfüllt werden, um die vorhandenen Höhenunterschiede auszugleichen und vielfältige Aufenthalts- und Bewegungsangebote für die Schüler*innen und das Quartier anbieten zu können. Ein direkter Weg in den Außenbereich soll aus möglichst vielen Funktionsbereichen ermöglicht werden.



Partner*innen
Berufliche Schule B5
Bruckbauer, Stefanie
Bayer, Andreas
Bieser, Barbara
Denker, Barbara
Fritschka, Tamara
Gründel, Michael
Klinsmann, Elke
Kumlu, Ayse
Rohleder, Paul
Schwamm, Vera
Sipos-Sabah, Aniko-Christina
Stendebach, Andrea
Vonnoe, Sybille
Weber, Katja
Würzbauer, Alexandra
Berufliche Schule B14
Friedrich, Marion
Gittel, Barbara
Hartl, Marius
Hilgert, Katrin
Hüttl, Claudia
Mehrlich, Jürgen
Müller, Kerstin
Neckermann, Markus
Podleschka, Iris
Schreiber, Jörg
Schütz, Petra
Hochbauamt Nürnberg
Warkentin, Ernesto
Tsaltas, Nikolaos
Gareiß, Heike
Referat für Schule und Sport
Konietzka, Bernd
Knan, Jürgen
Amt für berufliche Schulen
Horneber, Ulrike
Horst, Julia
Referat für Finanzen, Personal und IT
Keller, Dr. Bettina
Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft
Pampe, Barbara
Schulte, Thorsten
Ferlic-Bahners, Hannah
Projektbeteiligte
Architektur
AFF Architekten GmbH – Leistungsphasen 1 und 2
Dix, Ulrike
Beier, Julius
Steuernagel, Hendrik
Bauphysik
Ingenieurbüro Hausladen GmbH – LPH 1-2
Endres, Prof. Elisabeth
Wagner, Tobias
Brandschutz
IBC Ingenieurbau-Consult GmbH
Lorenz, Prof. Dr.-Ing. Dirk
Scherer, Dr.-Ing. Thomas
Elektroplanung
Raible + Partner GmbH & Co. KG
Stuckenberger, Christian
Weidmann, Markus
Freianlagenplanung
Pola Landschaftsarchitekten GmbH
Michel, Jörg
Meyer, Karsten
Perovic, Sara
HLS Planung
Ingenieurbüro Hausladen GmbH – LPH 1-2
Endres, Prof. Elisabeth
Lohs, Sandro
Wolter, Christian
Pädagogische Beratung
Reich und Partner
Reich, Prof. Dr. Kersten
Reich, Charlotte
Phase Null
büro luchterhandt und partner
Luchterhandt, Daniel
Rietentiet, Sarah
Schöning, Kristin
Tragwerksplanung
Schnetzer Puskas Berlin GmbH
Petzold, Kai
Chavdoulas, Zacharias
Redaktion
Eckmann & Rowley GbR
Eckmann, Caroline
Webdesign
labor b designbüro
Henke, Susanne
Wucherpfennig, Thomas