In der Phase Null werden die Voraussetzungen und Bedarfe ermittelt, die sich aus dem Standort und dem Programm der jeweiligen Schule ergeben. Die Empfehlungen aus der Phase Null sind die Basis für den späteren Entwurf.
Die Außenanlagen waren in Weimar kein explizites Thema der Phase Null, sondern wurden in den weiteren Planungshasen mit aktiver Einbindung der Nutzerinnen und Nutzer konkretisiert.
In Weimar steht der Schule eine vergleichsweise große Außenfläche mit viel Baumbestand zur Verfügung, diese wird auch zeitlich entzerrt am Tag genutzt und ist ein wesentlicher Teil des Schulalltags. Die pädagogischen Fachkräfte bauen die Freianlagen in ihre Konzepte bewusst mit ein. Kinder und Jugendliche sind viel draußen, auch außerhalb der Pausenzeiten. Ein Planungsziel ist daher, den Parkcharakter der Umgebung beizubehalten und den Anteil versiegelter Fläche möglichst gering zu halten.
Zu den bestehenden Freiflächen gehören bereits ein großer Schulgarten und viele andere Nutzungsmöglichkeiten. Der Außenraum der Schule ist bereits als öffentliche Durchwegung etabliert und es gibt Bereiche, die nicht jederzeit einsehbar sind. Das macht die bestehenden Freiräume in der Jenaplanschule vielseitig und für viele Altersstufen attraktiv. Die Praxis der Pausenaufsicht folgt in Anlehnung an das pädagogische Programm der Schule der Selbstverantwortlichkeit der Schülerinnen und Schüler. Die Aufsicht führenden Erwachsenen platzieren sich so, dass sie von den Kindern gesehen werden können.
Die Normen und Richtlinien für den Schulbau variieren. Gleichzeitig sind viele geltende Richtlinien überholt. In jedem Projekt ist zu prüfen, wie vorhandene Vorgaben mit den Anforderungen vor Ort am besten zu verbinden sind.
Aus Sicherheitsbedenken werden Anlieferungsflächen häufig von den Spielflächen der Schule getrennt. Das führt zu einem hohen Flächenverbrauch durch seltene Nutzungen wie z. B. durch Fahrzeuge der Müllabfuhr oder der täglichen Küchenanlieferung. Weil die funktionalen »Andienungsflächen«, zu welchen auch die Feuerwehrzufahrten zählen, mit schweren Fahrzeugen befahrbar sein müssen, gelten hohe Anforderungen an den Wegeaufbau, die auch kostenaufwendig sind. Das führt dazu, dass die voll versiegelten Flächen, welche von der Schule selbst am wenigsten genutzt werden, die höchsten Kosten beanspruchen. Dabei gibt es aber keine direkten Vorgaben der Unfallkasse.
In Weimar werden alle funktionalen Flächen mit Aufenthalts- und Bewegungsflächen kombiniert. Der täglich genutzte Anlieferungsbereich der Schulküche wird als multifunktionaler pädagogischer Außenbereich genutzt, da die Anlieferung die Schulnutzung nur für einen geringen Zeitraum einschränkt.
Aus den Aufsichtspflichten der Schule nach dem Schulgesetzt leitet sich grundsätzliche keine Notwendigkeit ab, ein Schulgrundstück von dem umgebenden Raum durch Zäune oder andere Barrieren abzugrenzen.
Die Schule in Weimar ist von einem parkähnlichen Grundstück mit viel Baumbestand umgeben. Das Grün lädt zum Entdecken und Erobern ein. Es gibt viele Außenraumbereiche, welche durch die Vegetation nicht gut einsehbar sind. Außerdem ist das Grundstück als öffentliche Durchwegung im Quartier etabliert. Verantwortungsbewusstsein und Selbständigkeit sind zentrale Begriffe des pädagogischen Konzeptes der Schule. Die Aufsicht ist so geregelt, dass für die Kinder auf kurzem Weg eine aufsichtführende Person erreichbar ist. Abgrenzungen des Grundstückes durch Zäune sind dafür nicht notwendig.
Kosteneffizienz ist für jeden Schulbau ein wichtiges Ziel. Dabei gibt es viele Wege, um Wirtschaftlichkeit im Projekt und entlang der Anforderungen zu realisieren.
Ziel der Planung ist es, auf konventionelle Spielplatzbereiche mit teuren Spielgeräten zu verzichten und die vorhandenen Grünflächen der Schulumgebung als Spiel-, Erholungs- und Lernraum zu nutzen. Demgegenüber steht, dass mit den Grünflächen auch der Pflegeaufwand steigt. Der Stadt entstehen dadurch auch Betriebskosten. Die parkähnliche Umgebung der Schule mit viel Baumbestand bietet viele verschiedene räumliche Situationen, die durch die Schülerinnen und Schüler unterschiedlich angeeignet werden können. Das entspricht auch dem Jenaplankonzept der Schule: Auch Bäume können als Klettermöglichkeit genutzt werden.
Versiegelte Flächen sind mit höheren Investitionskosten verbunden und verringern den Anteil an versickerungsfähigen Flächen eines Grundstücks. Grünflächen dagegen bedeuten einen höheren Pflegeaufwand – entsprechende Betriebskosten müssen berücksichtigt werden.
In Weimar werden alle notwendig zu versiegelnden Flächen auf ein Minimum begrenzt und mehrfach genutzt. So kann z. B. eine Feuerwehraufstellfläche gleichzeitig als Streetballplatz genutzt werden. Die Freiraumraumplanung definiert Grünflächen mit unterschiedlichem Charakter und Pflegeaufwand. Den Lernhäusern sind offene Flächen mit Robustrasen zugeordnet, die regelmäßig gemäht und gepflegt werden müssen. Die verbleibenden Freiflächen bleiben Wiesen, die von der Schule individuell angeeignet und nur einmal im Jahr gemäht werden.
Damit haustechnische Anlagen, die auf den Dächern installiert sind, später gewartet bzw. ausgetauscht werden können, müssen in der Regel befestigte Kranaufstellflächen im Außenraum vorgesehen werden. Befestigte Flächen sind meistens mit höheren Investitionskosten verbunden und verringern außerdem den Anteil an versickerungsfähigen Flächen eines Grundstücks.
In Weimar werden daher keine Flächen vorgesehen, die allein als Aufstellflächen für spätere Wartungsarbeiten dienen. Das Dach des Gemeinschaftshauses und das Dach des Lernhauses für die Oberstufe können von dem zentralen Veranstaltungsplatz der Schule vor dem Gemeinschaftshaus aus angedient werden, welcher auch als Feuerwehraufstellfläche dient. Die mögliche Aufstellfläche für das Lernhaus der Jahrgangsstufen 1 bis 9 bleibt dagegen ganz unbefestigt. Im Falle von Wartungsarbeiten, die im Turnus von 20 bis 30 Jahren zu erwarten sind, wird der Weg über die Wiese zu diesem Ort mit einer mobilen Baustraße befestigt. Im Bedarfsfall muss anschließend dieser Bereich der Wiese neu eingesät werden. Damit werden Investitionskosten für befestigte Flächen eingespart, die ansonsten keinen Nutzen für die Pädagogik haben.
Gestaltung ist eine zentrale Qualität im Schulbau. Sie hängt wie der gesamte Entwurf eng mit den Anforderungen und dem Programm zusammen. Und sie kann hochwertig sein, ohne mehr zu kosten als eine "Standardlösung".
In der Freiraumplanung wird der Außenraum nicht im klassischen Sinne als Schulhof betrachtet, sondern als pädagogische Fläche, die – ähnlich wie die Cluster – Möglichkeitsräume bietet. Ziel ist es, Räume zu schaffen, in denen sich Nutzungen vielfältig überlagern und neue Freiraumtypologien für Aktion, Interaktion, Rückzugsmöglichkeiten und Naturerfahrung entstehen, die nicht der Idee der Funktionstrennung folgen.
Dafür ist es wichtig, nicht schon bis ins letzte Detail zu Ende zu planen, sondern erstmal gute Räume zu schaffen, die ein flexibles Angebot geben und keine weitere Ausstattung mit Spielgeräten benötigen. Dabei werden auch konventionelle Funktionszuweisungen und Ausstattungsstandards hinterfragt. Wie viel ist genug? Braucht es immer die befestigten Flächen für Spiel und Sport? Müssen jüngere und ältere Kinder immer rigoros räumlich getrennt werden?
Das Schul-Land wird ergänzt durch sichtbare Ankerstrukturen – vier Remisen, welche die pädagogischen Nutzungsmöglichkeiten im Außenraum erweitern. Sie bieten Holzdecks und Lagermöglichkeiten für Material und Außenmöblierung.
#Abgrenzung #Grenzen #Sitzbank: Stadtteilpark, Berlin-Friedrichshain (D), Rehwaldt Landschaftsarchitekten, 2011 #Ökologie #Integration Flora und Fauna #Fassade: Pensthorpe Wildlife and Gardens, Pensthorpe (GB), Adam Khan Architects, 2015 #Durchwegung #Skipiste # Fahrradstrecke #Mobilität #Barrierefreiheit: Victor Hugo Park, Utrecht (NL),B+B, NEXT Architects, Rudy Uytenhaak Architectenbureau, 2017 #Remisen #Lagern, erweitern und nutzen: Gartenhaus Holz, Oostkapelle (NL), Aretz Dürr Architektur, 2019
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