In der Phase Null werden die Voraussetzungen und Bedarfe ermittelt, die sich aus dem Standort und dem Programm der jeweiligen Schule ergeben. Die Empfehlungen aus der Phase Null sind die Basis für den späteren Entwurf
Angaben zur Beleuchtung werden in der Phase Null nicht explizit definiert, leiten sich aber aus dem pädagogischen Konzept und den qualitativen Anforderungen an die Lerncluster ab.
Zu den Entwicklungsschwerpunkten der OSW gehören die Förderung selbstorganisierter und individualisierter Lernformen. Insbesondere die großzügigen Clustermitten sollen individuelles Arbeiten in Gruppen- und Einzelarbeit, kleine Präsentationen, Recherche, Aufenthalt, Rückzug und Austausch in einem sinnvollen und möglichst störungsfreien Miteinander ermöglichen. Da sich diese Anforderungen von dem Anforderungsprofil konventioneller Klassenräume stark unterscheiden, muss sich das Beleuchtungskonzept von den starren Vorgaben für Klassenräume lösen, damit bedarfsgerechte Lösungen entwickelt werden können.
Die Normen und Richtlinien für den Schulbau variieren. Gleichzeitig sind viele geltende Richtlinien überholt. In jedem Projekt ist zu prüfen, wie vorhandene Vorgaben mit den Anforderungen vor Ort am besten zu verbinden sind.
Innerhalb der Lerncluster soll eine hohe Vielfalt an Raumsituationen entstehen, die jeweils spezifische Beleuchtungssituationen erfordern. Es werden Arbeitsbereiche unterschiedlicher Qualitäten benötigt sowie Bereiche für Erholung und Rückzug.
In den konventionellen Vorgaben der DIN EN 12464 werden für Schulen allerdings immer ganze Räume betrachtet, nicht jedoch einzelne Raumbereiche für verschiedene Aktivitäten. Das Beleuchtungskonzept orientiert sich daher an den gestaffelten Anforderungen für den Bürobau, für die seit ca. 10 Jahren unter dem Begriff „New Work“ Empfehlungen für individuelle und flexible Arbeitsbereiche enthalten. Für das Beleuchtungskonzept werden nun die pauschalen Vorgaben für Schulen im Sinne von „New Learning“ auf einzelne Funktionsbereiche übertragen.
Zum Einsatz kommt dafür ein dimmbares, modulares Beleuchtungssystem aus Grundbeleuchtung und akzentuierenden bzw. atmosphärischen Leuchtentypen. Der modulare Aufbau der Beleuchtungskomponenten und der Steuerung ermöglicht, dass alle Raumbereiche in den Lernclustern ohne Umbauten an die sich wandelnden Bedarfe der Schule angepasst werden können.
Die Grundbeleuchtung wird für das gesamte Lerncluster zonal abgestuft, kann aber einfach angepasst werden. Im gesamten Cluster wird eine Grundbeleuchtung von 100 lx sichergestellt. In den Hauptbereichen der Clustermitte ist eine Versorgung mit 200 lx vorgesehen. In den abtrennbaren Lernorten, die auch als abgeschlossene Kursräume genutzt werden können, sowie in einzelnen Arbeitszonen innerhalb der offenen Mitten, werden abgestimmt auf die Möblierung 300 lx als bedarfsorientierte Grundbeleuchtung erreicht. In den Lernclustern für die Jahrgänge 9 und 10 werden etwa die Hälfte der Lernorte im Alltag als Raumumgebung für selbstorganisiertes Lernen ausgebildet und entsprechend im Beleuchtungskonzept wie die offenen Mitten ausgestattet.
Die Vorgabe von 500 lx für Unterrichtsbereiche (DIN EN 12464 Tabelle 6.36) wird so interpretiert, dass in den unterschiedlichen Arbeitsbereichen die Beleuchtungsstärke aus der Überlagerung von Grundbeleuchtung und akzentuierenden Strahlern oder Pendelleuchten erreicht werden kann. Der Gleichmäßigkeitswert von Uº = 0,6 (DIN EN 12464 Tabelle 6.36) wird jeweils innerhalb der jeweiligen Arbeitsbereiche erreicht, bezieht sich also nicht auf den Gesamtraum.
Bei ausgeschalteter Grundbeleuchtung wird damit insbesondere in den großen Clustermitten unterstützend zur Möblierung eine Strukturierung und Beruhigung des Raumes erzielt.
Durch den Einsatz von Strahlern, Downlights und Pendelleuchten für eine adaptive Beleuchtung kann der Blendungsbegrenzungswert (UGR < 19, DIN EN 12464 Tabelle 6.36) in den Lernclustern nicht flächendeckend eingehalten werden, was jedoch nicht bedeutet, dass es zu Blendung kommt. Die Blendungsbegrenzung hat vor allem für die Planung von Büroflächen eine Bedeutung, um unangenehmen Reflexionen auf den Arbeitsbildschirmen zu vermeiden. Die Lerncluster sollen aber in erster Linie „Heimaten“ für die Kinder und Jugendlichen bieten und einen wohnlichen Charakter bekommen Die Beleuchtungsszenarien in den Lernclustern orientieren sich damit an dem Leitsatz der Schule: „Beziehung vor Erziehung vor Unterricht“ und weniger an den spezifischen Bedarfen von monofunktionalen Büroflächen.
Für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen werden höhere Beleuchtungsstärken von 750 bis 1000 lx und der Einsatz von ergänzenden Arbeitsplatzleuchten empfohlen (Sichere-Schule.de). Da in den Lernclustern grundsätzlich eine arbeitsplatzbezogene Beleuchtung eingesetzt wird, können in allen Bereichen höhere Beleuchtungsstärken ermöglicht werden – das kann auch für andere Nutzungen erforderlich sein.
Konkret wird diese Flexibilität folgendermaßen erreicht: In regelmäßigen Abständen verlaufen abgependelte, offene Kabeltrassen durch den Raum, an denen die dimmbaren Beleuchtungskörper für die Grundbeleuchtung (lineare Leuchten mit mikroprismatischer Abdeckung) direkt befestigt sind. Zusätzlich verlaufen entlang der Trassen Stromschienen, welche die Versorgung der Strahler, Pendelleuchten und Downlights übernehmen. Über Haken an den Stromschienen und an den Deckenbalken können die Pendelleuchten größtenteils beliebig im Raum positioniert werden. Durch die Ausrichtung der Strahler bzw. das Versetzen von Strahlern und Pendelleuchten in den Stromschienen können die Lichtverteilung im Raum leicht verändert und Bereiche mit höheren Beleuchtungsstärken ausgebildet werden. Außerdem können die Stromschienen jederzeit und einfach mit weiteren Leuchten für neue Bedarfe bestückt werden. Zusätzlich befinden sich an den Kabeltrassen freie Deckensteckdosen, welche eine Stromversorgung für viele weitere Nutzungen ermöglichen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, der die Flexibilität und die Individualität unterstützt, ist die Ansteuerung der Leuchten. Alle Leuchten sollten in ihrer Helligkeit und ggf. auch in der Lichtfarbe regelbar sein. Mit entsprechenden Steuersystemen (z. B. Bluetooth Ansteuerung über App) ist eine einfache Ersteinrichtung und eine einfache spätere Anpassung „im laufenden Betrieb“ gewährleistet. Damit das System optimal genutzt werden kann, muss mit dem Nutzer der Bedarf an Lichtszenen und eine einfache, intuitive Abrufbarkeit über Taster gewährleistet sein.
Unter Umständen ist eine veränderbare Lichtfarbe, die sich (automatisch) dem Tageslicht anpasst, in einzelnen Räumen eine sinnvolle Ergänzung.
Das modulare Beleuchtungssystem trägt zu einer inklusiven Lernumgebung bei, weil es der Schule ermöglicht, organisatorisch auf individuelle Bedürfnisse schnell und unkompliziert reagieren zu können.
Kosteneffizienz ist für jeden Schulbau ein wichtiges Ziel. Dabei gibt es viele Wege, um Wirtschaftlichkeit im Projekt und entlang der Anforderungen zu realisieren.
Mit den Stromschienen und dem hohen Anteil an akzentuierenden atmosphärischen Leuchten kommt eine vielfältigere Auswahl an Leuchtenkomponenten zum Einsatz als im konventionellen Schulbau. Das bedarfsgerechte und nutzungsflexible Beleuchtungskonzept ist ein wesentlicher Beitrag zur Nachhaltigkeit, weil Lichtszenarien einfach und ohne Kosten durch die Nutzer*innen verändert und an zukünftige Bedarfe angepasst werden können. Kosten für Investition und Betrieb werden eingespart, weil eine flächendeckende Ausleuchtung von 500 lx nach konventioneller Auslegung der DIN EN 12464 durch eine Grundbeleuchtung mit 300 lx und eine arbeitsplatzorientierte Erhöhung auf 500 lx ersetzt wird.
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