SOS WEIMAR

Beleuchtung

Wohnliches Licht im Cluster: Variabel einsetzbare, platzbezogene Leuchten schaffen individuelle Lichtstimmungen ergänzend zur Grundbeleuchtung und tragen zur wohnlichen Atmosphäre der Lerncluster bei.

Kriterien für alle Planungsentscheidungen zu diesem Thema:

Ergebnisse Phase Null

Welche Empfehlungen aus der Phase Null liegen den Entscheidungen zugrunde?

In der Phase Null werden die Voraussetzungen und Bedarfe ermittelt, die sich aus dem Standort und dem Programm der jeweiligen Schule ergeben. Die Empfehlungen aus der Phase Null sind die Basis für den späteren Entwurf.

Angaben zur Beleuchtung werden in der Phase Null nicht explizit definiert, leiten sich aber aus dem pädagogischen Konzept und den qualitativen Anforderungen an die Lernbereiche ab.

Die Schule ist ein offener Lernraum, in dem von Anfang an eigenverantwortlich und projektorientiert gearbeitet wird. Dabei können die Kinder und Jugendlichen Ort, Sozialform und Inhalte im Rahmen des Lehrplans selbst wählen.

Die Cluster erhalten im Sinne der Jenaplan-Pädagogik den Charakter von »Schulwohnstuben« mit hoher Aufenthaltsqualität, was in Bezug auf die Beleuchtungsplanung mit differenzierten, »wohnlichen« Lichtatmosphären übersetzt werden kann.

Normen & Richtlinien

Welche Rahmenbedingungen gelten für das Projekt und wie werden sie gelöst?

Die Normen und Richtlinien für den Schulbau variieren. Gleichzeitig sind viele geltende Richtlinien überholt. In jedem Projekt ist zu prüfen, wie vorhandene Vorgaben mit den Anforderungen vor Ort am besten zu verbinden sind.

Vorgaben zu Beleuchtungsstärken vs. Nutzungsflexibilität der Räume

Die Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR) und die DIN-Norm zu Mindestbeleuchtungsstärken von Schulräumen gehen von einem konventionellen Raumprogramm aus (»ein Ort – eine Nutzung«) sowie der Organisation eines Klassenraums mit Tafelwand (Anhang 1 der ASR A3.4 Beleuchtungsanforderungen für Arbeitsräume & DIN EN 12464 Tabelle 6.36). Dabei unterscheiden sich die Werte beider Richtlinien voneinander. Während die ASR für die Unterrichtsräume von Grund- und weiterführenden Schulen eine Beleuchtungsstärke von 300 lx für ausreichend hält, fordert die DIN für weiterführende Schulen einen höheren Wert von 500 lx.

Neuere pädagogische Konzepte und das Arbeiten in Clustern und Lernlandschaften erfordern dagegen eine höhere Nutzungsflexibilität der Räume. Diese sollte sich auch in dem Beleuchtungskonzept widerspiegeln.

Das Beleuchtungskonzept für den Neubau in Weimar sieht daher eine flächendeckende Grundbeleuchtung von 300 lx vor, die durch Einzelleuchten im Bedarfsfall individuell angepasst und erhöht werden kann. Die in der DIN geforderten 500 lx werden dagegen nicht flächendeckend erfüllt.

Vorgaben zu Beleuchtungsstärken vs. nutzungsspezifisches Medienkonzept

Die Vorgaben der ASR und DIN zu Mindestbeleuchtungsstärken von Schulräumen heben den Tafelbereich besonders heraus, für den in beiden Fällen ein Wert von 500 lx gefordert wird. (Anhang 1 der ASR A3.4 Beleuchtungsanforderungen für Arbeitsräume & DIN EN 12464 Tabelle 6.36). Neuere Raumkonzepte sind jedoch meistens multidirektional aufgebaut. Statt einer bestimmten Tafelwand dienen möglichst viele Wandflächen als Präsentations- oder Projektionsflächen. Bei der Verwendung von digitalen, selbstleuchtenden Präsentationsmedien werden darüber hinaus keine höheren Beleuchtungsstärken mehr benötigt – ggf. kann sogar die Möglichkeit zur Verdunkelung ein Mehrgewinn für die Raumnutzung bieten. Entscheidend für die Verwendung von digitalen Präsentationsmedien ist die vorrausschauende, nutzungsspezifische Planung von Steckdosen und ggf. Datendosen im Raum.

Datennetz und Elektroversorgung

Vorgaben zu Gleichmäßigkeit vs. individuelle Raumsituationen

Zusätzlich zu Beleuchtungsstärken enthält die DIN Vorgaben zur Gleichmäßigkeit der Ausleuchtung (DIN EN 12464 Tabelle 6.36). Diese wird für Schulräume mit Uº = 0,6 besonders hoch ausgelegt. Für neue Lernraumkonzepte, die in großen Raumverbünden individuelles Arbeiten ermöglichen sollen, ist eine gleichmäßige Raumausleuchtung in hoher Beleuchtungsstärke jedoch ein Nachteil. Es werden dagegen »wohnliche« Raumsituationen mit individuellen Lichtstimmungen benötigt. Neben dem Mobiliar dienen insbesondere die Lichtsituationen mit Einzelbeleuchtung dazu, größere Raumverbünde zu strukturieren und Rückzugsbereiche durch Beleuchtung zu definieren. Eine individuelle, platzbezogene Beleuchtung fördert nachweisbar konzentriertes Arbeiten in Kleingruppen und Einzelsituationen und trägt dazu bei, den Geräuschpegel zu senken (vgl. Henning Larsen, Focused Lighting Helps Children Concentrate, henninglarsen.com, 22 June 2021).

Die Clusterflächen in Weimar sind so ausgestattet, dass über Deckensteckdosen und Deckenhaken individuelle Lichtsituationen erzeugt und leicht ergänzt und verändert werden können. Wegen der außerordentlich guten Versorgung mit Tageslicht werden es im Regelfall diese individuellen Situationen sein, die im Alltag eingesetzt werden – die gleichmäßige Grundbeleuchtung von 300 lx dagegen dient im Wesentlichen dazu, die Vorgaben der DIN / ASR einzuhalten.

Tageslicht

Vorgaben zu Gleichmäßigkeit vs. Bistro-Atmosphäre

Im Bereich der Essensversorgung stellen die Vorgaben der DIN zur Gleichmäßigkeit der Beleuchtung (DIN EN 12464 Tabelle 6.36) eine besonders große Hürde dar. Diese widersprechen heutigen Anforderungen an einen gemeinschaftsbildenden Ort für Kommunikation und Entspannung, an dem Kinder und Erwachsene in angenehmer Atmosphäre zusammensitzen, sich austauschen, ausruhen und arbeiten können. Dafür wäre eine »Restaurant-« oder »Bistro-Atmosphäre« geeignet. Eine solche ist durch akzentuierte Beleuchtung charakterisiert, welche einen Raum beruhigen und strukturieren kann. Die Vorgaben der DIN (»Kantine«: Uº = 0,4) bewirken das Gegenteil, nämlich eine eher gleichmäßig ausgeleuchtete »Speisesaal-Atmosphäre«.

Der Konflikt der DIN-Anforderungen mit den von der Schule gewünschten Aufenthaltsqualitäten für das Bistro wird erst spät im Planungsprozess entdeckt. Die Stadt besteht darauf, dass die DIN eingehalten wird. Mit einer erweiterten Lichtplanung für diesen Bereich wird über die Auswahl und Positionierung der Leuchtkörper und über die Schaltbilder der Leuchten eine Annäherung an die beabsichtigte Raumatmosphäre erreicht.

Wirtschaftlichkeit

Wie werden die spezifische Anforderungen im Projekt wirtschaftlich und nachhaltig gelöst?

Kosteneffizienz ist für jeden Schulbau ein wichtiges Ziel. Dabei gibt es viele Wege, um Wirtschaftlichkeit im Projekt und entlang der Anforderungen zu realisieren.

Wandelbarkeit und Flexibilität

Die Beleuchtungsplanung steht vor der Frage, wie ohne eine Überversorgung mit Beleuchtungsoptionen unterschiedliche Raumnutzungen und die zukünftige Entwicklung der Schule unterstützt werden können. In Weimar wird zu diesem Zweck nur eine Grundversorgung von 300 lx sichergestellt und viele Möglichkeiten gegeben, diese bedarfsgerecht weiter auszudifferenzieren. Ein Raster von einfachen Langfeldleuchten wird mit weiteren schaltbaren Deckensteckdosen versehen, über welche die Lichtsituationen individuell und bedarfsorientiert weiter ausgebaut werden können. Statt eines Beleuchtungssystems, das bereits alle Möglichkeiten vorsieht, wird ein Angebot der Weiterkonfiguration geschaffen. Die Elektroausstattung soll – ebenso wie die Möblierung – dazu anregen, den pädagogischen Raum weiterzuentwickeln.

Schönes Licht mit günstigen Komponenten

Im Vordergrund steht die Qualität des Lichtes – alle technischen Komponenten werden dagegen so günstig wie möglich realisiert.

Gestaltung

Welche ästhetischen, kulturellen und gestalterischen Aspekte prägen das Konzept?

Gestaltung ist eine zentrale Qualität im Schulbau. Sie hängt wie der gesamte Entwurf eng mit den Anforderungen und dem Programm zusammen. Und sie kann hochwertig sein, ohne mehr zu kosten als eine "Standardlösung".

Wohnlichkeit

Das Beleuchtungskonzept verfolgt das Ziel, in der Schule individuelle, wohnliche Lichtstimmungen zu schaffen. Die Lerncluster sollen nicht durch eine unpersönliche, gleichmäßige Großfeldausleuchtung geprägt sein.

Lichtatmosphären einfach erzeugen

Die Steuerung der Beleuchtung basiert auf einem DALI-System, damit unterschiedliche Lichtatmosphären einfach erzeugt und auch später noch verändert werden können. In Weimar erfolgt das über die Kombination aus schaltbaren Steckdosen an der Decke und Pendelleuchten mit Stecker, sodass unterschiedliche Lichtsituationen auch ohne eine Neuprogrammierung des Systems möglich sind.

Leitbild Werkstatt – sichtbare Elektroausstattung

Die technischen Komponenten werden dagegen betont einfach, günstig und robust gehalten. Statt anfälliger Steuertableaus gibt es einfach zu bedienende und preiswerte Aufputz-Lichtschalter, deren Funktion selbsterklärend ist. Die elektrische Ausstattung mit schlichten und preiswerten Werkstattleuchten trägt zum gestalterischen und funktionalen Konzept der Lernlofts bei.

Referenzen

#Fokussiertes Licht zur Konzentration #Pendelleuchten #Geräuschpegelreduktion: Frederiksbjerg School, Aarhus (DK), Henning Larsen Architects, 2016 #Raum durch Licht strukturieren #Lichtatmosphären #Ergänzende Beleuchtung: Berufliche Schule Eidelstedt, Hamburg (D), Schröder Architekten, 2017 #Wohnliche Lichtstimmungen #Unterschiedliche Atmosphären #Homeoffice: Co-Working-Spaces

Projektstorys und Planschrank

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