SOS WEIMAR

Konstruktion

Kriterien für alle Planungsentscheidungen zu diesem Thema:

Ergebnisse Phase Null

Welche Empfehlungen aus der Phase Null liegen den Entscheidungen zugrunde?

In der Phase Null werden die Voraussetzungen und Bedarfe ermittelt, die sich aus dem Standort und dem Programm der jeweiligen Schule ergeben. Die Empfehlungen aus der Phase Null sind die Basis für den späteren Entwurf.

Die Konstruktion war in Weimar kein Thema der Phase Null und wurde erst in den weiteren Leistungsphasen im Zusammenhang mit der Grundrissentwicklung, des Klimakonzeptes und des städtebaulichen Konzeptes betrachtet.

Normen & Richtlinien

Welche Rahmenbedingungen gelten für das Projekt und wie werden sie gelöst?

Die Normen und Richtlinien für den Schulbau variieren. Gleichzeitig sind viele geltende Richtlinien überholt. In jedem Projekt ist zu prüfen, wie vorhandene Vorgaben mit den Anforderungen vor Ort am besten zu verbinden sind.

Ökologisches Bauen und Brandschutz

Aus ökologischer Perspektive bieten sich nachwachsende und CO₂- speichernde Rohstoffe wie z.B. unmittelbar Holz an. Die Musterbauordnung (MBO) in Verbindung mit der Musterschulbaurichtlinie (MSchulbauR) lässt einen reinen Holzbau aktuell ohne Zusatzmaßnahmen nur in den Gebäudeklassen 1 (GK 1) bis GK 3 zu. Die für GK 4 geforderte hochfeuerhemmende Bauart ist nur mit zusätzlichen Maßnahmen realisierbar. Die Bauordnungen der Länder und die dazugehörigen Holzbaurichtlinien befinden sich in Entwicklung und lassen eine stärkere Öffnung zu Gunsten des Holzbaus erkennen.

Bei den Gebäuden in Weimar wurde zugunsten einer höheren Raumhöhe die Einstufung in eine höhere Gebäudeklasse in Kauf genommen. Der Grenzwert von 7 m wird mit der Gebäudehöhe von 8 m um nur 1 m übertroffen. Das hat die Wahl des Tragwerks entscheidend beeinflusst. Der Wunsch nach einem Holztragwerk mit sichtbaren Oberflächen (feuerhemmend, bis GK 3 möglich) konnte aus diesem Grund nicht weiterverfolgt werden.

Wirtschaftlichkeit

Wie werden die spezifische Anforderungen im Projekt wirtschaftlich und nachhaltig gelöst?

Kosteneffizienz ist für jeden Schulbau ein wichtiges Ziel. Dabei gibt es viele Wege, um Wirtschaftlichkeit im Projekt und entlang der Anforderungen zu realisieren.

Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit stehen in unmittelbarem Zusammenhang und lassen sich objektiv nur aus der Perspektive des Lebenszyklus bewerten.

Klimaneutralität, Baumaterial und Bauphysik

Um die internationalen Klimaziele zu erreichen, müssen laut IPCC (International Panel for Climate Change) Treibhausgasemissionen bis 2040, spätestens bis 2050, auf null reduziert werden. Das kommt einem weitgehenden Verzicht von fossilen Energieträgern auch im Bausektor gleich und stellt den Einsatz energieintensiver Baumaterialen wie Beton und Stahl grundsätzlich in Frage. Mit den hohen Investitionen, die in den kommenden Jahren erwartet werden, hat der Schulbau die Chance, eine Vorbildfunktion für zukunftweisendes, klimagerechtes und CO₂-neutrales Bauen einzunehmen.

In Weimar wurde aufgrund von Brandschutzanforderungen an das Tragwerk beim Rohbau auf den Baustoff Holz verzichtet. Darüber hinaus ließ sich mit dem Baustoff Beton wegen der Vorteile beim sommerlichen Wärmeschutz der Wunsch nach einem technikarmen Gebäude mit geringer lüftungstechnischer Ausstattung einfacher umsetzen. Als Nachhaltigkeitsstrategie wurde stattdessen das Leitbild »Schule als Werkstatt« aufgegriffen und ähnlich einem Gewerbebau ein hochrobuster Beton-Skelettbau mit Mauerwerksausfachung gewählt, der vielfältige Nutzungen und Umnutzungen ermöglicht. Zusätzlich wird der Grundriss auf die Programmflächen mit nur schmaler Funktionsschicht reduziert. Die vertikale Erschließung wird im Außenraum in einem materialsparenden Stahlgerüst ausgeführt.

Wandelbarkeit

Eine einfache Grundstruktur, an die weitere Ausbauelemente flexibel angedockt und wieder ausgebaut werden können, trägt zur Wandelbarkeit und Umnutzbarkeit eines Gebäudes bei. Gleiches gilt für die technische Ausstattung. Diese sollte unabhängig von den Ausbaustrukturen geplant werden, um möglichst reversibel zu bleiben.

Damit die drei Gebäude in Weimar zukünftig ohne große Umbauten an sich verändernde Nutzungsanforderungen angepasst werden können, wird eine Skelettbauweise gewählt. Aus wirtschaftlichen Gründen werden kurze Spannweiten von 7,80 × 8,10 m gewählt, die im Betonbau besonders üblich sind, auch wenn große Spannweiten prinzipiell mehr Nutzungsfreiheiten bieten könnten. Die sichtbare Tragstruktur von Stutzen und Unterzügen dient jedoch auch der optischen Strukturierung der Lernfelder.

Die Wandelbarkeit wird dadurch unterstützt, dass alle Oberflächen wie in einer Werkstatt roh und unbekleidet bleiben. Tragwerkstrukturen und Ausbaustrukturen werden sichtbar voneinander getrennt. Umsetzungen von Ausbauelementen und Änderungen der technischen Infrastruktur wie Verkabelungen sind daher relativ einfach möglich.

Gestaltung

Welche ästhetischen, kulturellen und gestalterischen Aspekte prägen das Konzept?

Gestaltung ist eine zentrale Qualität im Schulbau. Sie hängt wie der gesamte Entwurf eng mit den Anforderungen und dem Programm zusammen. Und sie kann hochwertig sein, ohne mehr zu kosten als eine "Standardlösung".

Leitbild »Werkstatt«

Mit dem Leitbild »Schule als Werkstatt« ist die Idee verbunden, Lernräume zu schaffen, die als Möglichkeitsraum empfunden werden und zum Verändern einladen. Statt aufwändiger und zusätzlicher Oberflächenmaterialien bleiben Wände und Böden einfach, roh und unbekleidet, dadurch aber auch sehr robust. Räumliche Qualität wird wie in einem Wohnloft durch die Raumproportionen, eine hohe Decke und viel Tageslicht erzeugt, kombiniert mit einem bedarfsgerechten und veränderbaren Ausbau.

Referenzen

#Hohe Raumqualität mit reduzierten Baustandards: Nantes School of Architecture, Nantes (F), Lacaton & Vassal, 2009

Projektstorys und Planschrank

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